Schlussbericht zu Snow Jazz Gastein 2017
„My favorite things“
Welch ein Reigen - der imstande ist am laufenden Band über 10 Tage hinweg solche Glücksmomente bei den zahlreichen Besuchern und Zuhörern Freunden und Mitarbeitern des Festivals zu erzeugen – ein wunderbares Geschenk. Danke an dieser Stelle allen Mitwirkenden dass sie gemeinsam dieses unglaubliche Ereignis zu dem machen was es ist – einfach großartig!
Eigenlob stinkt – ich weiß – aber schon aller Beteiligten wegen möchte ich die Ereignisse nicht untertrieben darstellen und beschreiben sondern so wie ich sie empfunden habe und diese Empfindung mit vielen teile.
Schon das Eröffnungskonzert mit dem Tiptons Sax Quartet & Drums war bezaubernd und von unglaublicher Intensität im hoffnungslos vollgepackten Sägewerk.
Ausflüge ins Opernrepertpoire mit dem eleganten Pianostar Danilo Rea aus Rom und dem mittlerweile in Paris lebenden Flavio Boltro an der Trompete, garniert mit ein paar Standards wie etwa „Bye bye Blackbird“ zur rhythmischen Belebung des Opern Programms, erlaubten eine kurzzeitliche Atempause die man entspannt zurückgelehnt auch unbedingt brauchte um am nächsten Abend das Feuerwerk des israelischen Pianotrios SHALOSH unbeschadet überstehen zu können. Tonkaskaden ohne Ende, Musikalität an der Grenze des Spielbaren blindes Verständnis untereinander und die Bereitschaft fast drei Stunden lang alles zu geben wozu man im Stande ist, ist angesichts der Fitness des Trios eine enorme Herausforderung ans Publikum sich nicht völlig dem Klangwahnsinn zu ergeben um erschöpft und in Trance von den Sesseln zu gleiten.
Ein Tag Spielpause am Tag danach war also unbedingt erforderlich.
Im Dorfgasteiner Festsaal präsentierte das Salzburger Oktett KOSMOTRON – zu deutsch „Teilchenbeschleuniger“ sein von ungeraden Beats geprägtes Programm im Höllentempo gespielt und lockte damit das Publikum auf die Tanzfläche das gegen Ende des Abends fast vollständig seine Sessel verlassen hatte um abzutanzen.
Nach dieser körperlichen Strapaz brauchte es einen Kontrapunkt im Programm. Den lieferte der Vorarlberger Geiger Simon Frick im kultigen Ambiente des Bad Gasteiner „Alten Kraftwerks“ am Fuße des Wasserfalls zwischen alten Turbinen Schalt-vorrichtungen und Generatoren mit Heavy Metal, Gipsytunes und Rocksongs neben jazzigem Repertoire.
Einen Abend mit Stücken aus dem American Songbook und spannenden Eigenkompositionen gestaltete der stimmgewaltige US Sänger Steven Santoro und sein Quartet bei seiner Europapremiere in dieser Besetzung. Eine unglaublich geschmeidige Stimme verzaubert den Zuhörer und produziert ob der Stimm- modulationen Gänsehaut mit anschließenden Begeisterungsstürmen auf den Rängen. Der Band kann man ohne Übertreibung Extraklasse attestieren.
Und dann – anschnallen so schnell es geht – Finnland Italien Schweiz – welche Kombination und dazu die Instrumentierung des Quartetts. Die Band legt los und von der Bühne kommen Klänge die einem schon beim ersten Stück das Herz zerreißen und in Staunen versetzen. Hier stehen nicht auf ihre Funktion als Musiker reduzierte Menschen auf der Bühne – das sind Freunde die für das Gelingen des Abends alles zu geben bereit sind und mit Ihrer musikalischen Grenzwanderung Ausflüge ins Klang-Jenseits wagen um im Diesseits wieder zur Landung anzusetzen und die Weiten dieser irdischen Soundwelten zu erkunden. Standing Ovations Atemlosigkeit Bewunderung und Liebe zu dieser Musik und denen die sie machen bleiben als Eindruck zurück und werden noch lange vorhalten.
Lukas Kranzelbinder und seine sechs Kollegen starten zum letzten Abendkonzert des Festivals in tiefes Blau gehüllt von Startbahn eins im „Sägewerk Space Shuttle“ mit allen Passagieren an Bord. Das Flugpersonal wünscht gute Reise und weist darauf hin dass während des Fluges SHAKE STEW serviert wird. Freudig erwarten die Fluggäste die zu durchkreuzenden Galaxien und werden endlos staunend durch Klangwelten chauffiert die von zwei Schlagwerk- und zwei Basstriebwerken angetrieben dem Blech- und Holzgebläse Gelegenheit bieten die Ankunft in fernem Paradies RUMposaunend anzukündigen – was für eine Reise!!
Der zuerst als großer Verlust empfundene Ausfall des Klarinettisten Ben Goldberg
beim Matineekonzert im Bad Gasteiner Hotel Miramonte erwies sich im Nachhinein als völlig unbegründet. Was die zarte US Pianistin Myra Melford bei ihrem Klavier Solokonzert hören und fühlen ließ war schlicht und einfach Weltklasse. Tiefe Einblicke in die eigene Seele einem Publikum zu gewähren das auf Tuchfühlung das Piano umrundet und so die Musik dieser wunderbaren Pianistin aufsaugt und letztlich völlig darin versinken lässt zeigt welch Feingefühl von Musikerin und auch von den Zuhörern gefordert ist diese Musik in dieser Form entstehen zu lassen.
Ein grandioser Abschluss, der mit einem fürstlichen Buffet aus Händen des fulminant aufkochenden Miramonte Teams gebührend gefeiert wurde.
Das Festival war vollkommen ausverkauft – schön dass so viele miterleben durften was „favorite things“ sein können und sind.
Mit einer tiefen Verbeugung vor allen Mitwirkenden
Sepp Grabmaier
Das nächste Festival SNOW JAZZ GASTEIN findet vom 09. - 18. März 2018 statt und wir geben uns größte Mühe great songs & other BIG THINGS zu einem ähnlich intensiven Ereignis zu machen.
Wir freuen uns auf Euch / Sie !!
Sepp Grabmaier & Team