snow Jazz Gastein "Bella Italia"

Antonio Faraò solo

Mi, 20. März 2013 - 20:30
Hotel Kärnten Bad Hofgastein
Antonio Faraò
piano solo

Event Report

Un Solo di Maestro Farao
Der Pianist Antonio Farao im Bad Hofgasteiner Hotel Kärnten

Von Thomas Hein

Nicht nur das Publikum des Snow Jazz Gastein Festivals wird von einer wachsenden Zahl an Stammgästen getragen, die sich Jahr für Jahr dem Programm von „Il Promotore“ anvertrauen, auch der in Mailand lebende Pianist Antonio Farao zählt auf der Künstlerseite quasi zum fixen „Personal“ des Sägewerks, zuletzt war er – ebenfalls im Hotel Kärnten – im Rahmen des „Dejá  Vù“-Themas   mit seinem Trio zu erleben. Für „Bella Italia“ war er – fast direkt nach seiner Rückkehr von einer Plattenaufnahme in New York – ins Gasteinertal „geeilt“, um den privaten Familienurlaub sinnhafterweise mit einem „geschäftlichen“ Solo-Konzertabend zu verbinden.

Im Jazz-Wohnzimmer

Wenn man den „Konzertsaal“ im Keller des Hotels Kärnten betritt, ist das immer wie das Eintauchen in ein Wohnzimmer-Ambiente mit starkem Bibliotheks-Charakter. Umgeben von Büchern, Wandmalereinen, Säulen und einer Bar trifft man bei einem „Drink“ gute Freunde, die gemeinsam Musik genießen. Die künstlerische Intimität war diesmal jedoch kaum überbietbar, der in die Mitte – fast wie bei einem Atrium – gewanderte neue „Bösendorfer“ des Sägewerks erlebte sein erstes Auswärtsspiel. Antonio Farao selbst begann den Abend, nach freundschaftlicher Vorstellung durch „Il P.“, mit einem rituellen, Spannung erzeugenden, ganz langsamen Moment, er legte nacheinander ein weißes Handtuch, die Uhr, die Brille vor ihm in den Flügel ab, Konzentration, dann der erste, vorsichtige Anschlag der Tasten. Es war wie ein Sprung ins Wasser, das Eintauchen in diese fließende Welt der Klaviertöne, das berühmte perlende Spiel der rechten Hand, der die akkordischen   Griffe der linken die Erdung verlieh. In diesen, oft zum reißenden  Strom anwachsenden „atemberaubenden“ Läufen, setzt er sich laufend die akzentuierenden Steine selbst in den Weg, charaktervolle Betonungen wie Wasserschnellen, die das Zuhören schärften.


Geschichte und Gegenwart

Die amerikanische Geschichte des Jazzklaviers, wie dem Stride-Piano-Spiel, sind hier fest in Faraos „ausgefuchster“ Technik verankert, die die Strukturen seiner Improvisationen bilden, in einigen langsameren Momenten erinnert er auch an die beiden Erneuerer, den freien Erfinder Keith Jarrett und den rhythmisch komplexen Chick Corea, doch die Summe dieser Quellen lässt erst Antonio Faraos künstlerische Persönlichkeit entstehen. Unglaubliche Rasanz in bewundernswerter technischer Perfektion, die eines Maestros (am Klavier) würdig ist, der Zauber seiner erzählenden Töne übertrug sich in Minutenschnelle auf das Publikum und entlud sich am Ende der Stücke in nicht enden wollendem, befreienden Applaus. Der ganz selten als Solist zu hörende italienische Zauberer verfügt in diesem einsamen Königs-Metier des Jazz über großes Potential, in kurzen stillen Momenten ließ er hin und wieder seine romantische „moderne Seele“ durchschimmern, die erst so die Tür zu den wirklichen Geschichten von heute öffneten. Auch mehr davon darf man sich wünschen.