Event Report
mediterRAno, unisono e comico
Carlo Actis Dato Quartet im Gasteiner Europäischen Hof
Von Thomas Hein
Die Gegensätze der letzten drei Jazztage im Gasteiner Tal zeigten einmal mehr die Vielfalt von Bella Italia, vom Dorfgasteiner süditalienischen Municipale Balcanica-Dance Flair, dem Hofgasteiner intimen Klaviersalon Farao bis zum von viel Komik begleiteten Straight Modern Ahead-Stil des Turiner Saxophonisten Carlo Actis Dato, dem auch Antonio Faro (a Milano) und dessen kleiner Sohn Domi aufmerksam lauschten.
Man muss nicht immer die Cucina Italiana bemühen – aber man kann und darf. Wie die schon erwähnte Minestrone, so lebt auch die künstlerische „Küche“ von Actis Dato von den vielen fein abgestimmten Zutaten, die der Chef mit seinen Sous Chefs (Beppe Di Filippo/Soprano & Alto, Matteo Ravizza/Contrabasso, Daniele Bertone/Batteria,, Percussion) an diesem Abend mehr als schmackhaft zubereitet - vielleicht nur „Ein (brodelnder)Topf“, aber der dafür von außergewöhnlichem Geschmack.
Im Dschungel der Jazzgeschichte
Auch Carlo Actis Dato, der am Baritonsaxophon und der Bassklarinette zu hören war, wählt den ganzen mediterRAnen Raum zum künstlerischen Wohnzimmer, nicht nur der ägyptische Jazz-Sonnengott samt seinem Glitzergewand wird im wechselnden Bühnenkostümen und in dessen avantgardistischem Swing zitiert, afrikanische (Fela Kuti) und spanische Anleihen finden sich ebenso wie der Geist von Coltrane. Da wird in zahllosen arabisch verzaubernden Unisono-Passagen, gefolgt von komplexen chorischen Teilen mit großer Begeisterung die ewige Revolution des Jazz mit viel Humor „gepredigt“, dabei aber fast gleichzeitig im freien Spiel über manchen Marsch hinweg geflogen, wie es das George Adams/Don Pullen Quartett einst ebenso gekonnt praktizierte. Jazzgeschichte und Moderne verschmelzen in ihrer Musik zur nicht mehr unterscheidbaren persönlichen „Handschrift“, da sieht man sich in einer langen, auf einander folgenden Reihe, die man ohne viel Aufheben und ohne großes „Ego“ fortsetzt. Selbstironie wie jene des Quartetts stellt ganz nebenbei auch das U & E gekonnt in Frage, der Staub ansetzende Jazz braucht ständig Frischzellen wie diese, die Show und Anspruch auf höchster Ebene vereinen. Große europäische Musik des Carlos Actis Dato-Quartet, die die Großväter aus Amerika zwar noch gut kennt und bewusst würdigt, die aber fest verwurzelt im italienischen Dorf bleibt und in vielen internationalen Gaststätten wie im Val di Snow (Jazz) ihren Platz finden sollte. Il P. hat – ganz dezent – gleich nach dem Konzert eine zukünftige Einladung ausgesprochen, es wird sich – wie immer – unter den am Abend gewonnenen FreundInnen herumerzählen.