Event Report
Fernostreisen
Das iranisch-österreichische Quartett „Choub“ beim Brunch-Konzert im Bad Gasteiner Hotel Miramonte
Von Thomas Hein
Der sonntägliche Jazz-Brunch zeigte einmal mehr den kontinuierlichen Wandel im System des Festivals, der sich im Laufe der Zeit zur spezifischen Tradition entwickelt. Nach einer frühlingshaft warmen Jazz Woche bewies der Flocken schwere Wintereinbruch am Sonntagmorgen, dass die Festival-Trademark „Snow Jazz Gastein“ ihren Namen zu Recht verdient. Zum zweiten Mal stellten sich 2014 das Sägewerk-Team und Gastgeber Thomas „Ike“ Inkrath der Herausforderung, Konzertatmosphäre mit sinnlicher Kulinarik im Hotel Miramonte zu verbinden. Nach den Late Night-Sessions „Round Midnight“ (u.a. mit „Der rote Bereich“, dem „Biondini-Godard-Niggli-Trio“ oder „Gino Sitsons Vocello“), die jeweils am Dienstag über den „Floor“ gingen, folgte im letzen Jahr die Sonntagvormittag-Premiere mit dem „italienischen“ Just Music Trio um den russischen Bassisten Yuri Goloubev. Diesmal stand die Begegnung zweier in Wien lebender iranischer KünstlerInnen mit zwei österreichischen Kollegen am ausgewählten „Menüplan“, dessen Fortsetzung nach dem Konzert im exquisiten Brunch-Buffet der Küche des Hauses den Genuss der Musik fortsetzte.
Schmelztiegel Wien
Die Musikweltstadt Wien hat immer schon KünstlerInnen aus aller Welt angelockt, die hier in einer Vielzahl von Projekten zueinander fanden, von Art Farmer bis Alegre Corrêa und Krzistof Dobrek, Dhafer Youssef, Andy Middelton und Juan Garcia-Herreros, um nur einige wenige aus dem weiten Feld von Jazz & Worldmusic zu nennen. Auch die aus Studiengründen nach Wien gekommene iranische Sängerin Golnar Shahyar und ihr Landsmann Mahan Mirarab an der Gitarre haben sich mit den beiden Österreichern, dem Vorarlberger Bassisten Martin Heinzle und dem Kärntner Schlagwerker Klemens Marktl in diesem harmonierenden Grenzbereich zu gemeinsamen Erkundungen getroffen. Die Stimme Golnar Shahyar in Verbindung mit den Kompositionen von Mahan Mirarab und Texten ihres Kulturkreisen (von Hafez, Omar Khayyām und Golnar Shayar) prägen die Musik von „Choub“, die ihre große Nähe zur süd(öst)lichen Latin-Music nicht verleugnen kann. Mahan Mirarab versteht es, seiner Gitarre manchmal Töne zu „entlocken“, die der Spielweise der arabischen „Oud“ nahe stehen, um dann wieder die leicht fliegenden Läufe eines Pat Metheny zu zitieren. Der Abwechslungsreichtum ihrer Stücke, kombiniert mit wohl dosierten Improvisationen und der gesanglichen Energie von Golnar Shayar ließ die „Wartezeit“ zum Buffet im fernöstlichen Flug vergehen, wo sonst die Musik oft nur als melodischer Appetithappen eingesetzt wird, überzeugte „Choub“ als „vollwertige“ Hauptmahlzeit. Eine klarere Trennung der eingesetzten Stilistiken bzw. deren etwas feinere Dosierung mag zu weiteren „Konzert-Hauben“ führen, Neugierde wurde auf alle Fälle geweckt.