Event Report
Around …. La Storia di Musica
Snow Jazz Gastein / Sägewerk II/13: Gianluigi Trovesi und Gianni Coscia
Von Thomas Hein
Wenn man von Italien etwas klassisch Europäisches und gleichzeitig typisch Italienisches mitbringen sollte, würde ich zu einer – deutschen oder italienischen Aufnahme von Gianluigi Trovesi & Gianni Coscia raten. Da liegen sie ebenso sicher wie bei einem duftenden Pesto, dem Mozzarella di bufala, einem Vino Rosso und Cafè (Espresso), einem Film von Fellini, Visconti, Rosselini, Bertolucci oder Nanni Moretti oder einer der bunten Vespas – Lebensgefühl und Geschichte(n) durch und durch.
Maestro Gianluigi Trovesi an der Alt- und Piccoloklarinette und Maestro Gianni Coscia auf der Fisharmonica (unserem Akkordeon) haben schon auf ihrer ersten Duo-Aufnahme unter dem Titel „Radici“ (Wurzeln) im Jahr 1995 ihre mediterranen Ursprünge virtuos hinterfragt, beim Konzert am ersten Sonntag des Festivals im Sägewerk erklang der Hit der Aufnahme, Trovesis „Her cab“ gleichermaßen zeitlos verspielt wie auf überraschend frische neue Weise. Da schwingt der zitierte mediterrane Raum mehr oder weniger stark mit, manchmal wieder wie bei Gewürzen nur in Spurenelementen, neigt sich zum afrikanisch-arabischen Kulturbereich wie auch zur Welt der Klezmermusik ebenso wie zum angrenzenden Frankreich und dessen Geschichte der
Musetteklänge. Doch alles ist durchdrungen von südlichem Licht, viel Luft und tanzender Leichtigkeit, ein Soundtrack a la Italia, natürlich Bella Italia.
Masterpieces, Weill & Offenbach
Doch nicht nur das italienische, sondern auch das europäische Kunsterbe ist bei den beiden fest in ihrem Spiel verankert, haben doch Jacques Offenbach und Kurt Weill (auch auf zwei Alben) kompositorische Wurzeln im Programm geschlagen, ging auch im Laufe des Abends der „Moon of Alabama“ über dem Sägewerk auf.
Die künstlerische Auseinandersetzung mit deren bekannten und weniger bekannten Stücken verwebt sich mit den spezifischen, aus Trovesis und Coscias musikalischen Lebenserfahrungen entwickelten Bausteinen, die sie mit einer unvergleichlichen Leichtigkeit wie Bälle durch die Lüfte werfen und einander zuwerfen, die immer in ein schlüssiges und im Moment passendes Konzept fallen. „Round About“ wird auf die verschiedenste Art Komposition adaptiert und mit dem Eigenen verschmolzenen, eine respektvolle Würdigung zweier bis heute künstlerische Bedeutung verdienender Komponisten, die anregen, liebevoll tiefer zu schürfen und die Beziehung zur Gegenwart zu (er)finden.
Mit selbstironischen, launigen Ansagen brachte Gianluigi Trovesi nebenbei auch viel Komik auf die Bühne und erntete mit ihrer - an die beiden Muppets „Statler & Waldorf“ - erinnernden Bühnenshow rund um “Masterpieces“ (wie jene von Offenbach, Weill, Lewis/“Django“), gute Kompositionen (Coscia) und wieder Masterpieces (Trovesi) großes Gelächter. Ob ihres Schmunzels bei diesem feinfühligen Spiel, das sie selbst sichtlich immer wieder genießen können, übertrug sich höchster künstlerischer Anspruch bei ebensolcher Gelassenheit auf das gut gefüllte Auditorium. Una Familia könnte man das Motto des Abends im Sägewerk umschreiben, der nicht nur Trovesi & Coscia viele neue Freunde gebracht hat. The Show Must Go On – noch an sieben Tagen, Bella ….