Event Report
Mediterraner Tanzabend a la Balcanica
Die süditalienische Municipale B. in Dorfgastein
Von Thomas Hein
„Il Promotore“ Sepp Grabmaier ließ von Anfang an keinen Zweifel aufkommen – „hier wird getanzt“ – Punkt, aus. Was bei Jazzkonzerten hierzulande – auch im Gasteinertal – kaum üblich ist, zu den Rhythmen der Musik nämlich auch das T-Bein zu schwingen, das Dejà Vú vom Dejà Vú sollte es beweisen – bei der „Municipale Balcanica“ bleibt keiner – oder kaum jemand – auf seinem Platz sitzen. Beim unter dem erwähnten D.V.- Motto stehen Festival vor zwei Jahren sorgten sie zu dessen Abschluss schon für Aufsehen, was die neuerliche Einladung – diesmal auf den großen Dancefloor beim Dorfwirt in Dorfgastein – zur Folge hatte. Die wieder als Septett auftretende etwas andere „rhythmische Blasmusik“ aus dem nahe der apulischen Hauptstadt Bari gelegenen Terlizzi, feierte eine ihrer berühmten, rasanten Musik-Hoch-Zeiten und lieferten den dazu passenden mitreißenden Soundtrack.
Der Geschmack der Minestrone
Italienfans kennen sie, die typische italienische Gemüsesuppe, wo alles saisonale sich in spezifischer Form geschmackvoll wieder findet. Auch die „Municipale Balcanica“ um den Gitarristen und Leadsänger Raffaele Tedeschi hat im weiten Raum des Mittelmeeres und deren angrenzenden Ländern ihre musikalischen Zutaten und Gewürze gesammelt, das reicht vom hebräischen „Hava Nagila“ mit Klezmer-Anklängen bis zu ihrem sie führt auf der arabisch klingenden „Road to Damaskus“ bis zur mit Fellini-Bildern gefüllten Nino Rota-Hommage. Auch der „Pinucchio“ und die unzähligen anderen Songs des Abends zeugen von ihrer Spielfreude und dem Aufbruchsgeist von Wedding-Bands, wie sie in den Filmen von Emir Kusturiza (Music by Goran Bregovic) zu erleben sind. Da wechseln die Tempi im Minutentakt, was als sich langsam schleppendes Adagio beginnt, steigert sich mit jeder weiteren Gangschaltung bis man auf der Autostrada mit 150 Sachen dahinbraust. Rund um die Rhythm-Section von Raffaele Tedeschi, Giorgio Rutigliano am Basso Electrico und der Batteria von Luigi Sgaramella agieren die vier Bläser, die wie ein ganzes Orchestra klingen – Michele de Lucia an der Klarinette, Armando Giusti/Altosax, Raffaele Piccolomini/Tenorsax und Paolo Scagliola an der Trompete (ital. Tromba).
Gefühlte fünf Stunden nach Beginn sind Band und Publikum gleichermaßen erschöpft und wollen doch – mit leuchtenden Augen auf beiden Seiten – kaum Abschied nehmen. Die italienische Trademark M.B. hat mit bewährtem Rezept den europäischen Norden im frühlingshaften Schneeambiente völlig eingekocht und lockt wahrscheinlich bald zum Gegenbesuch, auch dort gibt es - im September - ein ähnlich spezielles Festival namens „Talos“. Mit diesen Vollblut-Musikanten will man noch lange „Amico oder Amica“ sein – ein Wiedersehen dürfte auf Grund der Begeisterung des Sägewerk-Teams nicht ausgeschlossen sein.
PS: - „Wir haben Berlusconi nicht gewählt“ - das einzige Statement der Band auf „Deutsch“ – haben sie vollkommen überzeugend an diesem Abend bewiesen.