Event Report
Der nahe Osten
Snowjazz Gastein 2014 eröffnet mit einer heimischen
Liebeserklärung an den Balkan und einem weit gedachten „OstBlues“.
Von Thomas Hein
Hat das Casino Bad Gastein – im doppelten Sinn der Worte – am Snowjazz-Tisch „ausgespielt“? Die Frage, die bei der Premiere des neuen Festival-Spielortes in Bad Hofgastein, dem „Autohaus Schober“ im letzten Jahr „wortwörtlich“ gleich gestellt wurde, darf nach der Reprise 2014 ähnlich zustimmend beantwortet werden, diesmal bildeten neutrale, künstlerische Offenheit signalisierende „weiße Klangsegel“ den akustischen und auch atmosphärischen Rahmen des Eröffnungskonzertes. Dicht gefüllte Sitzreihen zeigten auch im „verflixten“ 13ten Jahr das rege – und nach wie vor wachsende – Interesse an diesem künstlerischen Projekt im Gasteiner Tal, bei dem diesmal mit der „OstBeatBend“ ein von Salzburg aus „zentral gesteuertes“ Ensemble die besondere Ehre der ersten Festivalnacht zu nützen verstand und in ihrem Konzept auf eine der Hauptlinien der Programmgestaltung verwies – das scheinbar „Fremde“ in uns.
Die Liebe und Begeisterung – was sonst? – für die vielfältige Musik des Balkan brachte den Drummer/Perkussionisten Alex Zechbauer auf die Idee mit Kollegen der Szene, wie den zum Bassisten gewandelten Gitarristen Mike Berkitsch und den Keyboarder Roland Oberndorfer-Wagner eine Band zu gründen, um diese bei uns außer unter „Insidern“ kaum bekannte Welt künstlerisch gemeinsam zu entdecken. Mit ins in komplexe rhythmische Gewässer startende dynamische Boot wurden noch der serbische Akkordeonist und Sänger Slavoljub Jeremic und der Gitarrist und Sänger Nebosja Kisic geholt, die „OstBeatBend“ war geboren. Erst seit einigen Wochen - und damit knapp vor dem Snow Jazz-Konzert - übernimmt der Brasilianer José Talanga den treibenden Saiten-Part von Kisic, und erwies sich als ganz besondere Entdeckungdes Abends, dessen künstlerische Auswirkungen auf die Band noch gar nicht wirklich abzusehen. Talanga erinnert in seinem eine afrikanische Ferne in sich tragenden „sirrenden“, schwingenden Ton an den aus Togo stammenden Kollegen am Instrument, an Sebastian Attissot, der die Musik des senegalesischen „Orchestra de Baobap“ prägt, doch auch seine im Rock angesiedelten Läufe geben der „OstBeatBend“ kräftige Schübe.
Mit feurigen Beats überzeugen
Die Stücke, die „Lieder“ des Quintetts kommen aus dem weiten musikalischen Gebiet des Ostens, von Serbien, Bosnien bis zur Ukraine und Makedonien, die vielfach bei uns kaum bekannten „Hits“ dieser Region wie „Makedonia“ entfalten mit wild verspielter Energie, wie man sie von Goran Bregovic und seiner „Weddingband“ kennt, den Charme und die Kraft dieser „Musiken“. Besonders das melodische Spiel zwischen Akkordeon und Gitarre, getragen von einer fein austarierten Rhythm Section überzeugt über das ganze Konzert hinweg, da bleibt dem Keyboard im oft ähnlichen harmonischen Bereich nur wenig nutzbare Fläche, da darf durchaus konzeptuelle Denkarbeit zur weiteren künstlerischen Entwicklung investiert werden, das Warten des an diesem Abend lautstark jubelnden Publikums auf einen „zu erlegenden“ und „nach Hause zu schleppenden“ Silberling der „OstBeatBend“ hat schon begonnen.
Der Osten hat schnell seine erste Heimat beim von der Gasteinertal Tourismus veranstalteten und von „Motor“ Sepp Grabmaier und seinem Team organisierten Snow Jazz Festival Gastein gefunden, Kapitel zwei folgt Samstagabend in der Homebase, dem Sägewerk in Bad Hofgastein.