SNOW JAZZ GASTEIN .....goesEAST

LESZEK ZADLO European Ensemble

So, 16. März 2014 - 20:30
Sägewerk Bad Hofgastein
Leszek Zadlo
saxophones
August-Wilhelm Scheer
baritonsax
Konstantin Kostov
piano
Peter Cudek
bass
Jay Lateef
drums & percussion

Event Report

Unter dem Stern Coltranes


Snow Jazz Gastein / Sägewerk II/14: Leszek Zadlo European Ensemble

Von Thomas Hein

… und folgten dem Stern. Der Rückgriff, die (Rück)besinnung auf die Tradition und den mit ihr verbundenen „Großen Meistern“, gibt der tosenden Gegenwart ein wenig an notwendiger Erdschwere und Struktur, wenn dann der Name Coltrane ins Spiel kommt, auch die Erinnerung an Rückgrat und Spirit(utalität), der Essenz des Jazz. (Starke Worte ;-)

Ähnlich erhellend (man denke an den erwähnten Stern!) waren die einleitenden Worte, die der polnische Saxophonist (Tenor bzw. Sopran), Komponist und Bandleader Leszek Zadlo an den Anfang des zweiten Konzertteiles stellte. Mit Stücken wie John Coltranes „Crescent“, Wayne Shorters „Song for Albert“ und einem weiteren des leider früh verstorbenen und ein wenig in Vergessenheit geratenen Michael Brecker, wies Zadlo nicht nur auf deren Bedeutung für die Geschichte des Jazz hin, sondern betonte damit auch deren inhaltliche Leuchtkraft und Inspiration, die weit über  Lebenszeiten hinausgeht. Coltrane übernahm im besonderen Fall auch für Leszek Zadlo selbst die bestimmende Leitfunktion eines „Jazzgeistes“, der schon im ersten Set - mit Kompositionen des Saxophonisten – „erklärend“ hörbar wurde und nichts von seinem „avantgardistischen“, tief gehenden Ansatz verloren hat, der von Sonny Rollins, Peter Brötzmann oder Charles Gayle bis zu Steve Coleman führt.  Zadlos begleitendes „European Ensemble“ mit dem bulgarischen Pianisten Konstantin Kostov, dem deutschen Bassisten Tom Hauser und seinem Landsmann Jay Lateef am Schlagzeug, lieferte den jeweils passenden melodisch-rhythmischen Untergrund, auf dem Zadlo seine Saxophonlinien zog. 

Erzählungen, auch aus dem Osten

Ob lyrisch am Sopran malend oder wie C. aus tiefster Seele predigend und damit die eigenen Wurzeln freilegend, da erzählte ein Künstler vom Wesentlichen dieser Welt, den eigenen Erlebnissen und reflektierten Erfahrungen. Gedanken zu entwickeln und zu Ende zu führen, bedeutet auch die eigenen „hohen“ Ansprüche an die Musik auf die Fähigkeiten eines offenen Publikums zu übertragen, was in den Tönen sprachlich nicht festzumachen ist, durch die hochkonzentrierte Intensität spürbar werden zu lassen. Stilistisch liegt die Musik des Saxophonisten in einem Bereich, der einerseits geprägt von jener amerikanischen Tradition der Zeit der Meister ist, andererseits in manchen Intros, Solos und Zwiegesprächen – etwa zwischen Bass und Klavier – aber auch seine Heimat in der Moderne und der Gegenwart findet. Dass an diesem Abend auch sein Landsmann, der Komponist und Pianist Krzysztof Komeda mit der Titelballade aus „Rosemary’s Baby“ zu Ehren kam, zeigte einmal mehr die dicken Verbindungslinien zwischen Westen und Osten.

Jener Westen – Amerika – die Freiheit und damit auch die Herkunft des Jazz, leuchtete und beeinflusste damals den jungen polnischen Künstler Leszek Zadlo - und tut dies bis heute. Auch mit Österreich ist und war er innerlich stark verbunden, er kehrte - wie er vor der Zugabe erzählte - an diesem Abend nach mehr als geschätzten vierzig Jahren wieder ins Gasteiner Tal zurück, einst als junger Student, Absolvent an der Seite des Bandleaders Erich Kleinschuster, von Erich Bachträgl und auch des Pianisten Fritz Pauer, der vor zwei Jahren kurz vor seinem Tod noch das Snow Jazz Festival beehrt hatte. Womit wir wieder aus den beeindruckenden Erinnerungen für die Zukunft schöpfen dürfen.