Event Report
Eine Reise mit der H.S. Fingerbreak
Halbzeit beim Snow Jazz Gastein - der Wiener Gitarrist Harri Stojka gastierte am Dienstagabend im Festsaal in Dorfgastein
Von Thomas Hein
Das von Django Reinhardt und Stéphane Grappelli gegründete und ausschließlich aus Saiteninstrumenten bestehenden „Quintette du Hot Club de France“ stand hörbar Pate für den am Dienstagabend in Dorfgastein zu hörenden „Hot Club de Vienne“ um den Wiener Gitarristen Harri Stojka. Den als „Musique Manouche“ in Frankreich bekannt gewordenen Stil, bezeichnet Stojka unter dem Begriff des „Sinti Swing“ stolz als „europäische Antwort Europas auf den amerikanischen Jazz“.
Swing and …
Der aus der Lovara-Roma Dynastie stammende Harry Stojka ist mit seinem Quintett, mit den Rhythmus-Gitarristen Claudius Jelinek und Gidon Oechsner, dem Bassisten Peter Strutzenberger und dem Gast-Klarinettisten Horst Hausleitner, nach zahlreichen künstlerischen Ausflügen wieder in seiner musikalischen Heimat angekommen, die ihm alle Möglichkeiten offen lässt, seine fingerbrecherischen Läufe bis zur Spielbarkeitsgrenze auszuleben. Die Finger seiner linken Hand fliegen höchst komplex durch die Oktaven und über den Hals seiner Gitarre, das in Jazzfan-Kreisen bekannte Spielmaterial dieses Stils trug mit seiner melodischen Basis wesentlich zur Begeisterung des Publikums an diesem Abend bei. Dazu zählen etwa Gerald Marks’ und Seymour Simmons „All of Me“, oder Fats Wallers „Honeysuckle Rose“ wie auch der berühmte Swing-Klassiker aus der Feder der „Urväter“ Reinhardt und Grappelli – „Minor Swing“. Zu diesen ewigen „Berühmtheiten“ des Jazz gesellten sich Harri Stoikas Kompositionen, die wie „Schweinsbraten mit Knödel und Kraut“ atmosphärisches Flair „a la Vienne“ verbreiteten oder sich als sehr persönliche Widmung, wie die seiner Frau gewidmeten „Valerie“, dem großen Vergleich durchaus ebenbürtig zu stellen wussten.
Wie schon das beim Snow Jazz 2010 aus Frankreich als dem Mutterland des Gipsy-Jazz, Sinti-Jazz oder auch „Jazz Manouche“ kommende und am selben Spielort zu hörende Ensemble „Les Doigts de l’Homme“ bewies auch Harri Stojka, dass die Faszination dieser Musik bis heute anhält. Als wesentlicher Garant für die künstlerische Spannung des Quintetts aber auch als Kontrapunkt zu Stojkas virtuoser Rasanz, muss vor allem der Klarinettist Horst Hausleitner hervorgehoben werden. Sein der Klezmer-Musik nahes Spiel, das moderne Einflüsse ebenso wie seine Sicherheit im Swing einschloss, hob die nach wie vor verzaubernden, antreibenden wie schwelgenden Melodien in diesem Kontext noch besonders hervor. Wie der Bandleader trotz des vortägigen Todes seines Vaters, dem er diesen Konzertabend widmete, mit seiner Musik den Bühnen-„Alltag“ und seine „Verpflichtung“ gegenüber dem Publikum erfüllte, muss große Hochachtung gezollt werden.
Wo seine frühesten Wurzeln liegen und seine Begeisterung abstammt, zeigte er in der Zugabe, dem Booby Hepp >Jazz-Hodan< „Sunny“, dessen Interpretation durch Pat Martino den jugendlichen Harri Stojka erst zum Jazz verführt hat. Let’s swing @ Snow Jazz Gastein.