Trompete, Schlagzeug, zwei Kontrabässe, eine elektronisch verstärkte Zither: In dieser exzentrisch besetzten Band könnte eigentlich jeder Leader sein, Christoph Dienz, der seiner Zither verwegen progressive Klänge abtrotzt, die Bassisten, die höllisch grooven und himmlisch schwelgen, Drummer Herbert Pirker, bei dem die Fäden zusammenlaufen… Tatsächlich Leader der XY-Band ist Lorenz Raab, 1975 in Linz geboren, Solotrompeter in der Volksoper, damit finanziell unabhängig vom Jazz. Seine geistige Unabhängigkeit hat er bereits in Bands wie Forms of Plasticity oder Bleu bewiesen. Die XY-Band besticht durch die Ungezwungenheit, mit der sie in gefährlich klingende Soundwelten abtaucht, in denen sanfte Texturen in köchelnde Grooves übergehen, letztlich fast nervenzersetzend werden. Es liegt am Hörer, ob er lieber die Elemente des Cool, der Fusion, des Funk oder gar eines akustischen Drum’n'Bass erlauschen will. Die luftigen Stücke der XY-Band sind ohne Substanzverlust vieldeutig. Diese Eigenschaft schreibt man sonst nur Trompetenjazz mit der Signatur der Allergrößten zu: Lee Morgan, Donald Byrd, Miles Davis. Raab drückt sich an den Bühnenrand, gibt seinen Kollegen viel Spielraum. Wenn er sein Horn an die Lippen nimmt, dann kost er das Mundstück, scheint manchmal die Töne eher aus der Trompete zu saugen, als in sie zu blasen. So taumelt dieses famose Ensemble durch Fiebertraum und Ekstase.
Eintritt frei!