Event Report
voce, contrabasso e un canzone
Das zweite Wochenende - Musica Nuda im Sägewerk Bad Hofgastein
Von Thomas Hein
Der Name, den sich die Sängerin Petra Magoni und Kontrabassist Ferruccio Spinetti für ihr Duo gewählt haben, scheint alles auf ganz einfache Weise auszusprechen: Musica Nuda (Nackte Musik). Und doch ist, wie so oft, das Einfache ganz schön schwer, sonst wäre es für jede(n) sehr leicht, dieses künstlerische Konzept erfolgreich umzusetzen. Da reichen nicht nur die technischen Voraussetzungen ihrer beiden „Instrumente“ aus, die sie natürlich auf außergewöhnliche Weise beherrschen, es geht um die Harmonie der Gegensätze - der weiblichen hellen Stimme und dem tiefen, „männlichen“ Kontrabass. Da wachsen zwei Melodie- und Begleitlinien, winden sich spielerisch wie Ranken umeinander, luftig leicht und präzise genau im Timing abgestimmt, durchschimmernd und das jeweils andere kontrastierend, verstärkend, betonend.
Einfache Songs und große Opera
Das große stimmliche Repertoire von Petra Magoni, vom zarten Chanson zum röhrend-kreischenden Rock, von zu Klassikern stilisierten Popsongs und halligen Loops, italienischem Blues und Soul zur großen Operndiva, sie schlüpft spielerisch in jede dieser Rollen von unzähligen Sängerinnen, die jede für sich schon abendfüllend wäre. Doch es ist nicht nur die instrumentale harmonische Spannung, mit der die beiden ihr Publikum in ihren intimen Bann ziehen, nicht nur ihr liebenswerter Charme auf der Bühne, das Spiel des weiblichen mit dem männlichen, es ist die perfekte Wahl und Abstimmung des italienischen mit dem Welt-Songbook. Was mit Lennon/McCartneys „Eleanor Rigby“ begann, über Soul-Klassiker wie „I will Survive“ und „Fever“, verrührt mit zahlreichen „Klassikern“ unseres südlichen Nachbarn, wie jenem von Lucio Dalla führte, endete nach einer langen Reihe von Songs, wie J.S. Bachs „Air“ (mit Al Jarreaus Lyrics), dem durch Nat King Cole bekannt gewordenem Eden Ahbez -Standard„Nature Boy“, dem Police-Hit „Roxanne“ und Bizets „Carmen“ wieder bei den Pilzköpfen und ihrer Aufforderung „Come Together“. Gehaucht, gekreischt, in höchsten Tönen beschworen, gescattet und mit allen zur Verfügung stehenden Gefühlen Wort für Wort, Ton um Ton interpretiert, der Kontrabass bot dazu das ruhende Bachbett, um dem Fluss der Musik staunend zu folgen.
Ein eindrucksvoller „Liederabend“ eines eingespielten und perfekt eingesungenen Künstlerpaares, das die Strukturen des von ihnen gewählten Materials sorgfältig wie Skulpturen entkleidete, modellierte und von deren Schönheit erzählte. Ganz einfach und doch so schwer – Musica Nuda – Grande Opera, bravissimo!